Es ist wohl ein Erfolgsrezept, an das man in Zeiten sportlichen Misserfolges fest glauben muss: an das Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten. Nur wer diese Eigenschaft verinnerlicht, findet den Weg zurück nach oben. In der Bundesliga kann zurzeit Werder Bremens Mittelstürmer Miroslav Klose ein Lied davon singen. Mehr als 1100 Minuten ist der Angreifer nunmehr ohne Torerfolg. Auch Julian Lüttmann von den Sportfreunden Lotte hat in dieser Hinsicht seine Erfahrungen gemacht. Denn es gab schon schlechtere Zeiten. Doch die sind vorbei. Ostermontag traf Lüttmann beim 4:1-Sieg gegen Westfalia Herne drei Mal ins Schwarze und katapultierte sich mit 17 Treffern an die Spitze der Oberliga-Torjäger, die sich der Lotteraner nun mit dem Bielefelder Daniel Scherning teilt. Es ist nicht wichtig, wer die Tore schießt. Letztlich kommt es darauf an, dass wir überhaupt welche schießen, sieht sich Lüttmann als Teamplayer.
Drei Treffer in einem Spiel das kommt höchst selten vor. Lüttmann allerdings braucht nicht lange nachzudenken, wann ihm zuletzt ein Dreier gelungen ist. Das war in Rheine. Und das war wirklich etwas Besonderes, schnalzt der 24-Jährige noch heute mit der Zunge, wenn er an jenen 19. November des vergangenen Jahres zurückdenkt. Seine Treffer beim Lotter 3:2-Sieg im Rheiner Auto Senger Stadion waren insofern für die Ewigkeit, weil Lüttmann sie gegen seinen Ex-Verein FC Eintracht Rheine erzielt hatte. Und die Zeit beim Lotter Kreisrivalen hat die heutige Nummer 8 der Sportfreunde nicht in allerbester Erinnerung.
Man darf freilich nicht vergessen, dass es auch bei mir Phasen gab, in denen ich nicht getroffen habe. Dass es im Moment so gut läuft, habe ich in erster Linie der Mannschaft zu verdanken, sieht sich der Blondschopf als ein Glied in der Kette. Es ist allerdings insofern ein ganz besonderes, weil Lüttmann im Gegensatz zu seinen Teamgefährten, die in Lotte gehalten werden sollen, noch keinen Vertrag für die kommende Saison unterschrieben hat. Angesichts seiner augenblicklichen explosiven Treffsicherheit ist naheliegend, dass andere Clubs auf den Angreifer aufmerksam geworden sind. Auch Carsten Gockel, Interimstrainer und sportlicher Leiter bei Preußen Münster, ist Lüttmanns Torinstinkt nicht verborgen geblieben. Lüttmann selbst lässt noch nichts heraus, will sich zumindest öffentlich noch nicht festlegen: Ich könnte mir vieles vorstellen. Doch im Moment will ich einfach nur Fußball spielen, sagt der Rechtsfuß, der am Freitag kommender Woche seinen 25. Geburtstag feiert. Somit werden sich sämtliche Parteien noch ein wenig gedulden müssen, wenn es darum geht, die Weichen für die kommende Saison zu stellen. Julian Lüttmann jedenfalls scheint nach allen Seiten offen zu sein. Die Entscheidung über seine sportliche Zukunft wird allem Anschein nach noch einige Zeit auf sich warten lassen.
Quelle: Westtline