Ihre Wege haben sich schon unzählige Male gekreuzt. Doch erst in den vergangenen beiden Jahren trafen sie sich regelmäßig. Davor tat sich jahrelang nichts. Zwei interessante Derbys bestimmen an diesem Wochenende das Fußballgeschehen im Tecklenburger Land. Wenn am Samstag der FC Eintracht Rheine und SF Lotte sowie am Sonntag die Uraltrivalen Preußen Lengerich und die Ibbenbürener SV aufeinandertreffen, dürften diese Begegnungen ihre Wirkung gewiss nicht verfehlen.
Der SC Preußen und die ISV waren lange Zeit die Clubs, die die Fußballszenerie im hiesigen Kreis als klassenhöchste Teams dominierten. Zahlreiche Spieler wechselten vom Sportzentrum Ost zur Münsterstraße und umgekehrt wie Christoph Rethmann, Ludger Dierkes, Jens Grawenhoff, Andreas Fremann, Andre Woestmeyer und zuletzt Jürgen Bleck. Im Kreispokal, vor allem in den Endspielen, standen sie sich häufig gegenüber. In der Meisterschaft aber kreuzen die beiden Kontrahenten die Klingen erst wieder seit der Saison 2004/2005. Davor trennte über 20 Jahre lang mindestens eine Liga die beiden Fußball-Hochburgen.
Nach dem “Zwei-Klassen-Abstieg” der Preußen 2004 aus der Verbands- in die Bezirksliga trafen sich Ibbenbürener und Lengericher Kicker erstmals am am 31. Oktober 2004 wieder. Mit 1:0 gewann die ISV durch ein Tor von Jarmo Knüppe und blieb auch im Rückspiel in Lengerich durch Treffer von Dennis Laskowski und Kai Rosetti mit 2:1 siegreich. Für die Preußen traf Rudi Homm.
Zwei Niederlagen, das musste reichen, sagten sich die Preußen in der Folgesaison. Obwohl es längst nicht mehr so gut lief wie ein Jahr zuvor, nahmen die Blau-Weißen Revanche. Am 4. September 2005, zur Ibbenbürener Kirmes, gewann Lengerich durch Treffer von Gräler und Stienecker bei einem Eigentor mit 3:0. Mit zittrigen Knien empfing der SCP in der Rückrunde die Ibbenbürener im Nachholspiel am 27. April dieses Jahres. Erst fünf Punkte hatten die Mannen von Trainer Dirk Vietmeier in acht Rückrundenspielen geholt. Gegen die ISV aber waren sie voll da und siegten mit 2:0. Erfolgreich waren Zeqiri und Höwing.
Die Sportfreunde Lotte und der FCE Rheine liefen sich in der jüngsten Vergangenheit häufiger über den Weg. Wie zwischen Preußen Lengerich und der ISV kam es auch zwischen den heutigen Oberligisten zu einigen Wechsel-Spielchen. Thorsten Schütte, Burak Yarar, Julian Lüttmann, Nico Fehlhauer, Sergej Leonhard, Gudio Albers, Thorsten Dirkes und Dirk Bültbrun trugen das Trikot beider Clubs. Auch Trainer Klaus Bienemann hatte sowohl bei Lotte als auch bei Rheine bereits das sportliche Sagen.
Seit Oberliga-Zugehörigkeit spricht die Bilanz für die Sportfreunde. Nach dem Aufstieg standen sich die beiden am 5. September 2004 vor 2380 Zuschauern im Stadion am Lotter Kreuz gegenüber. Nach einer beeindruckenden Leistung gewann Lotte mit 2:1 durch Treffer von Thorsten Schütte, der gerade erst aus Rheine gekommen war, und Holger Karp. Für den FCE traf ausgerechnet Christian Bienemann, der Sohn des Sportfreunde-Coaches.
Denkwürdig war das Rückspiel am 6. März 2005. Unter irregulären Bedingungen bei eisigen Temperaturen gewann Rheine auf hartgefrorenem Boden und im Tiefschnee mit 2:0. Torschützen: Thorsten Schmidt und Christian Brüning. In der 88. Minute sah zu allem Überfluss auch noch Jörg Pahlig die rote Karte. “Die Partie hätte nie angepfiffen werden dürfen”, war damals nicht nur Klaus Bienemann erzürnt.
Erfolgreich auf der ganzen Linie waren die Sportfreunde in der vergangenen Saison. Am 23. Oktober 2005 gewannen sie durch ein Tor von Ali Vural mit 1:0 auf dem Delsen. Im Rückspiel am 30. April dieses Jahres traf Stefan Leimbrink zum 1:0-Triumph.
Zwischen diesen vier Begegnungen und dem letzten Aufeinandertreffen davor lagen über sechs Jahre. Zum letzten Mal standen sie sich in der Verbandsliga am 22. März 1998 gegenüber. Trotz des kurz zuvor getätigten überraschenden Blitztransfers des ehemaligen Zweitliga-Spieles Markus Aerdken (VfB Lübeck, FC St. Pauli) verlor Lotte mit 0:2. Die Tore erzielten Heiko van den Bergh und ein gewisser Sergej Leonhard. Wenige Wochen später feierte der FCE den Oberliga-Aufstieg. Das Hinspiel hatte Rheine am 28. September 1997 mit 2:1 gewonnen. Das SF-Tor markierte Andreas Wulf.
Im Jahr zuvor erst waren die Sportfreunde als Landesliga-Meister aufgestiegen. Im ersten Verbandsliga-Jahr trafen sie am 6. Oktober 1996 im eigenen Stadion auf den FCE. Nach großartigem Kampf verdienten sich die Hausherren ein 1:1-Unentschieden. Für Lotte traf Thomas Lüken, für Rheine der gerade vom VfL Osnabrück zurückgekehrte Christian Grewe. Im Rückspiel am 7. April 1997 trennten sich beide 0:0.
Bienemann hofft auf schneefreien Sonntag
Nein, geschmeckt hat Klaus Bienemann der vergangene Sonntag überhaupt nicht. Zunächst streikte auf der Rückfahrt von einem Nordsee-Kurztrip das Auto, so dass der Trainer der Sportfreunde Lotte erst zur zweiten Halbzeit gegen Arminia Bielefeld eintraf. Dann schenkte ihm seine Mannschaft auch noch die mit Pleiten, Pech und Pannen behaftete Leistung, die zu einer 3:6-Niederlage führte. Vergessen wird Bienemann diesen Sonntag so schnell nicht. Das bekamen seine Jungs in den Trainingseinheiten zu spüren, wo er die Zügel kräftig angezogen hat. Und doch blickt er zuversichtlich nach vorne. Denn es wartet eine Aufgabe, auf die wir uns freuen dürfen, gibt der Coach das Startsignal für das Unternehmen Wiedergutmachung. Ab 14 Uhr stehen die Sportfreunde heute im Kreisderby beim FCE Rheine auf dem Delsen bereit, um nach drei sieglosen Spielen endlich wieder einen Dreier zu landen.
Wirft man einen Blick in die Statistik, ist das gar nicht so abwegig. Seit dem Oberliga-Aufstieg haben die Sportfreunde drei Mal gegen den FCE gewonnen. Nur am 6. März 2005 mussten sie sich bei allerdings irregulären Bedingungen auf schneebeckten Boden geschlagen geben. Ich gehe ja nicht davon aus, dass es noch schneit, meinte Klaus Bienemann Augen zwinkernd.
Die Vorzeichen allerdings sprechen diesmal für die Hausherren. Während Lotte zuletzt in drei Begegnungen sieglos blieb und nur einen Zähler holte, gingen die Eintrachtler nach dem Trainerwechsel von Siggi Wolters zu Jürgen Prüfer aus vier von fünf Spielen als Sieger hervor. Inbesondere der 2:1-Erfolg bei Preußen Münster, dort hatte Lotte eine Woche zuvor unglücklich 0:1 verloren, war Balsam auf die nach der langen Durstrecke noch nicht ganz verheilten Wunden. Zwar warfen die Münsteraner dem FCE aufgrund dessen defensiven Auftritts eine destruktive Spielweise vor, der Erfolg aber heiligt nun mal die Mittel. Jürgen Prüfers Philosophie, aus einer verstärkten Abwehr heraus zu operieren und dann blitzschnell auf Angriff umzuschalten, ging auf. Es ist nicht davon auszugehen, dass der Rheiner Coach sein System heute ändern wird. Die Sportfreunde werden sich demnach auf einen tief stehenden Gegner einstellen müssen. Und damit hatten sie in der Vergangenheit immer ihre Probleme.
An einer möglichen Niederlage am Delsen verschwendet Klaus Bienemann keine Gedanken. Gleichwohl sind wir nicht so naiv zu glauben, dass wir nicht noch tiefer in der Tabelle abrutschen könnten. Klar kann eine Niederlage böse Folgen haben, damit aber beschäftige ich mich im Vorfeld nicht, macht der SF-Coach deutlich.
Zu sehr auf die eigene Defensive will Bienemann nicht herumhacken: Vor Bielefeld haben wir in vier Spielen drei Treffer kassiert. Gegen Arminia dann sechs. Ich gehe davon aus, dass uns nicht noch einmal so viele individuelle Fehler passieren. Gleichwohl werden wir den hinteren Bereich nicht außer Acht lassen. Denn da werden nun mal die Spiele gewonnen.
Brüchig war die Viererkette nach der Suspendierung von Janusz Marek und dem krankheitsbedingten Fehlen von Sebastian Lodter vergangene Woche. Heute wird der Kapitän wieder mit von der Partie sein, wenn auch seine Mandelentzündung noch nicht ganz abgeklungen ist. Ein leichtes Fragezeichen steht hinter Torhüter Sven Wilsmmeier, der in dieser Woche mit einer Grippe flach lag. Ansonsten steht der gleiche Kader zur Verfügung wie vor einer Woche. Und für den gilt, das Bielefeld-Fiasko vergessen zu machen und für ein Erfolgserlebnis im Derby zu sorgen, damit Klaus Bienemann nicht noch ein Mal so einen unappetitlichen Sonntag erleben muss.
Sportfreunde Lotte: Wilmsmeier, Menger, Schütte, Lodter, Schiersand, Heger, Dondorf, Pahlig, Güraslan, Vural, Hajou, Otto, Lüttmann, Laskowski, Yarar.
Quelle:westline